Arche der leisen Wörter / Fähre der leisen Wörter

In der / Arche der leisen Wörter / finden sich Begriffe ein, die unterschätzt, verdrängt oder neu sind. Die Sprachpassagiere sind einfach, sie sind klar, sie klingen gut. Einige bringen etwas genau auf den Punkt. Andere inspirieren uns. Manche bringen uns zum Lächeln. Sie laden uns ein, mit ihnen von Bord zu gehen und unseren Wortschatz und uns selbst zu bereichern.

 

Die Spracharche ist ein freies Projekt von mir. Es hat seinen Anfang zu Schulzeiten, als ich schöne Wörter auf losen Zetteln notierte. Über die Jahre wuchs die Sammlung, aber außer, dass mich das gelegentliche Durchschauen der Wörter in der kleinen Holzkiste jedes Mal beglückte, passierte nichts weiter.

 

Bis es mir ein Bedürfnis wurde, diesen Wörtern Aufmerksamkeit zu ermöglichen und damit gute und schöne Alternativen zu den oft lauten Platzhirschen des üblichen Sprachgebrauchs anzubieten. So entstanden erste Grußkarten zu jeweils einem Buchstaben. Mit gut zwei Dutzend Sprachpassagieren legte die / Arche der leisen Wörter /  2017 ab. Seitdem kommen in jedem Hafen neue Wortschätzchen an Bord. 

 

Dass die Wörter nicht nur mich, sondern auch andere beglücken können, zeigte sich auf den beiden Schwabacher FrauenExpos. An meinem Stand verschenkte ich Sprachpassagiere: Kleine Zettel mit einem Wort darauf, man konnte wie an der Losbude einfach eines ziehen. Die Reaktionen auf das gezogene Wort reichten – anders als an der Losbude – von erfreut über begeistert bis zu beseelt. Und verblüffend oft folgte ein "Das passt ja genau!". 

 

Ein guter Grund, die aktuelle Passagierliste hier zu veröffentlichen. (Neuzugänge sind mit Neu gekennzeichnet.) Stöbern Sie darin und bereichern Sie Ihren Wortschatz und sich selbst:

 


a

  • aha  |
  • abnageln  |  Das Gegenteil von "etwas an die Wand nageln".
  • Ade!  |  
  • anders  |  Manche Dinge sind nicht besser oder schlechter, sondern lediglich anders.
  • anderthalb  |  Das eine und vom anderen das Halbe dazu. Klingt eleganter als eineinhalb und ist tatsächlich weder umgangssprachlich noch Dialekt, sondern ganz regulär im Duden zu finden.
  • Anlocke  |  Die Anlocke. Substantiv zum Verb "anlocken".
  • anwecken  |  Noch nicht aufwecken, nur anwecken, dann kann der Angeweckte noch etwas ruhseln, moggeln oder duseln, bevor er aufgeweckt wird.
  • aufgebrezelt  |  Was eine Brezel mit sich-übertrieben-in-Schale-werfen zu tun hat, dürfte selbst süddeutschen Bäckern ein Rätsel sein. Wäre "aufgesemmelt" auch denkbar? Oder "abgesemmelt"? Erst aufbrezeln und hernach absemmeln?
  • ausbüxen  |  Mit x. Nicht angekreuzt, sondern durchgestrichen. Also etwas Unerlaubtes. Und doch kann man dem Ausgebüxten nicht lange böse sein. So, wie man bei einer Mogelei  auch nachsichtiger ist.
  • ausklamüsern  |
  • abbiocco  |  Während es im Italienischen ein Wort dafür gibt, braucht es im Deutschen einen Satz: Abbiocco beschreibt die Schläfrigkeit oder Trägheit nach einem reichhaltigen Essen.

b

  • baumeln  |  Lassen. Die Füße. Die Gedanken. Die Seele. Das Pflichtgefühl. Den Anspruch. Den Zeitplan …
  • baumschattenstill  |  Eine Wortschöpfung von Sabine Burkhardt, Philopoesie.
  • Brimborium  |  Wie umständlich dagegen "unnütze Umstände".
  • beseelt  | 
  • beseln  |   Mit einem Besen kehrt man nicht, man beselt. Fragen Sie meine Kinder. Kehren ist der Job der Kehrforce.
  • Bravo!  | 
  • behutsam  |
  • bizzeln  |  Die zwei Zett klingen, wie sich Brausepulver auf der Zunge anfühlt.
  • barfuß  |
  • blümerant  |  Ein Klassiker in der Reihe alter Wörter, die vor dem Aussterben gerettet werden sollen. Trotzdem selten gehört.

c

  • Neu:  chamäleonisieren  |  
  • cyan  | 

d

  • draußen  |
  • drai-hoäü-djoüh-höj-diridi  |  Wer, wie ich, schon einem Alphorn in den Salzwiesen an der Nordsee lauschen durfte, der wird einen Jodler an der Waterkant ebenfalls als passend empfinden. Mare e monti. Probieren Sie es mal mit dem "Kohler".
  • dramhabbert  |   Es sind nicht die schlechtesten Tage, an denen man früh noch etwas schläfrig durch die Wohnung streicht und nachmittags gedankenverloren vor sich hin träumt.
  • dankbar  |
  • duseln  |  Nach dem Aufwachen noch ein bisschen im Halbschlaf die umarmende Wärme des Bettes genießen und noch etwas duseln. Oder moggeln. Oder ruhseln.
  • Dutzend  |  Fränkischer Metzgertest: Verlangen Sie "A Dutznd Nämbercher". Damit können Sie dann – so sie richtig verstanden wurden – viermal "drei im Weggla" machen.

e

  • emsig  |
  • einfach  | 
  • eh  |  Ist eh nicht nur kürzer, sondern "sowieso" schöner als "ohnehin".
  • enorm  |  Der Protagonist einer Kinderbuchreihe, ein kleines Kaninchen, hat "enorm viele Schwestern". 
  • eingehüllt  |

f

  • finden  |  Ist besser als suchen!
  • fabelhaft  |
  • Fisimatenten  |  "Mach keinen Blödsinn!", "Mach keine Fisimatenten!" – Welche Ermahnung befolgen Sie lieber?
  • flitzen  |
  • Firlefanz  |  Es hüpft so, wenn man es spricht.
  • flirren  |
  • freudig  |
  • fabulieren  |
  • fein  |  Eine Freundin bietet damit regelmäßig den ollen Platzhirschen der Kategorie "ok-cool-super" Paroli.

g

  • Gabe  |
  • gut  |  Der Beste, die Schnellste, das Höchste, immer diese übervielen Superlative. Werden zu oft überschätzt.
  • gastfreundlich  |
  • glucksen  |
  • Glump  |   Schlechte Qualität, wertloses Zeugs, billiger Schund, a so ein Glump!
  • gönnen  |
  • großartig  |

h

  • Habakuk  |  … Tibatong – wer hätte nicht gern auch so einen klangvollen Namen wie der Professor auf der Insel Titiwu?
  • hurtig  |  Schnell, ohne zu hudeln.
  • hier  |  Im Hier und Jetzt zu sein, ist nicht nur eine gute Empfehlung für Yogis.
  • handgeschrieben  |
  • heimelig  |
  • Hurra!  |
  • hanebüchen  |  Kommt es vom Hahn, dem der Kamm schwillt? Hat es was mit Büchern zu tun? Denkste. In der Hainbuche (und ihrem knorriges Holz) und Synonymen wie derb, klobig, klotzig liegen die Ursprünge. Manchmal ist es hanebüchen, dass sich Begriffe nicht von selbst erklären.
  • Hingabe |
  • hudeln  |  Wer hudelt, beeilt sich, und obwohl er ein bisschen fahrig und schludrig dabei vorgeht, ist man ihm wohlgesonnen.
  • heimwärts  |
  • Hoderlump  |   Vom guten Klang darf man sich nicht täuschen lassen, ein Hoderlump ist und bleibt ein Taugenichts.
  • Holladiewaldfee!  |  Die korrekte Schreibweise sieht Getrenntschreibung vor. Aber wer spricht das schon getrennt aus?

i

  • ist  |  Könnte, müsste, dürfte, hätte, sollte – Konjunktive lassen einen hadern. Hier und jetzt zählt, was ist.
  • innig  | 
  • Indigo  |  Die Anzahl klangvoller und lautmalerischer Bezeichnungen für Farbtöne ist verschwenderisch groß. Indigo schafft es spielend in die Top Ten.
  • Inuktitut  |  Die Bezeichnung der Sprache der Inuit klingt so klackernd-hüpfend-glucksend-schön wie die Sprache selbst.
  • Impuls  |
  • Idee  |

j

  • Ja!  |  Kein Nein, kein Jein, kein Aber. Kein Grübeln, kein Wankelmut, kein Taktieren, keine Diskussion. Ein kühnes JA!  beglückt
  • jajajippiehjippiehjäeh  |
  • jammervoll  |   Auch wenn es nur die Fülle an Jammer ist, ist es doch eine Fülle.
  • jetzt |  Siehe unter h: hier. 
  • juchzen  |

k

  • kommod  |  Das altmodische Wörtchen ist ein Rundumtalent, laut Duden steht es für: bequem, einfach, gemütlich, komfortabel, leicht, mühelos, spielend, traulich, unkompliziert, unproblematisch, wohlig.
  • kühn  |
  • Kleinod  |
  • köstlich  |  Wenn Sie dieses Kompliment aus dem Mund meines Sohnes hören, wissen Sie, dass Sie beim Kochen alles richtig gemacht haben – leckerer geht nicht.
  • kunterbunt  |
  • Kompliment  |  Tut einfach gut.
  • kusslang  |  Kann man eine Zeitspanne liebevoller beschreiben?

l

  • lächelnd  |
  • labancieren  |   Durch die Wechstabenverbuchslung wird die beschriebene Fortbewegungsmöglichkeit phonetisch viel besser wiedergegeben, als das korrekte "balancieren". Der Wortrelaunch stammt von meiner Tochter, die als kleiner Zwetschger  so gerne labancierte.
  • Leere  |  Nicht die als schmerzlich empfundene Abwesenheit von etwas, sondern der Anfang der Fülle!
  • lauschen  |  Mit Freude, gar gebannt, zuhören – ein Genuss! Das Wortgeschenk einer befreundeten Lyrikerin und Philosophin. (Ihr lauscht man im Übrigen auch gern.)
  • Luftikus  |
  • leicht  |
  • lugen  |  Neugierig. Gleichzeitig vorsichtig. Und etwas schüchtern.
  • Lichtung  |  Eine Lichtung kann ein magischer Ort sein.
  • Labsal  |
  • Lobhudelei  |  Im übermütigen Überschwang übertreibt man es beim Lobhudeln leicht – aber die zugrunde liegende Begeisterung zählt hier fast noch mehr als das pure Kompliment.
  • Luftpappilong  |  Ebenfalls eine Worterneuerung meiner Tochter. Man hört förmlich die Sorge, er könne womöglich platzen, der Luftballon.

m

  • monden  |  "… in die Welt hinein, die monden ist …" Rilke.
  • mutabor  |
  • meerwärts  |  "Wenn man ans Meer kommt, soll man zu schweigen beginnen, bei den letzten Grashalmen soll man den Faden verlieren." Erich Fried, deutscher Lyriker, 1821–1888
  • Muße  |
  • mogeln  |  Betrügen wird nicht akzeptiert, aber ein bisschen mogeln könnte, mit guten Gründen, verziehen werden.
  • moggeln  |  Ein zusätzlicher Buchstabe und sofort eine andere Bedeutung. In der Familie einer Freundin wird nicht geruhselt und auch nicht geduselt, sondern gemoggelt. Selbstverständlich "nur noch ein bisschen!"
  • Marimbaphon  |  Das Wort klingt genauso weich und geheimnisvoll wie die Musik, die man mit den Holzklangstäben dieses Instruments hervorzaubern kann.
  • mittendrin  |
  • magisch  |
  • Mupfel  |  Kinder der 70er erinnern sich bestimmt lächelnd an den Sprachfehler von Ping Pinguin. Siehe auch Habakuk.

n

  • Neugier  |  Die Einführungsrede an die Fünftklässler mag dröge gewesen sein, aber der Schulchef legte den neuen Gymnasiasten eine wichtige Fähigkeit ans Herz: "Bleibt neugierig!"
  • notieren  |  Etwas ins smarte Phone wischen oder lieber mit Bleistift auf Papier vermerken?
  • Nickerchen  |
  • nochmal  |
  • Namaste!  |  

o

  • Obacht!  |  Unser früheres Navi hatte "die Maria". Wir liebten ihre Anweisungen auf Bayerisch! – Selbst wenn sie uns ständig ermahnte, aufzupassen.  
  • Ode  |  
  • oder  |  Wie kommod  ist es doch, eine Wahl zu haben!
  • ofenwarm |  Das riecht und schmeckt gleich heimelig
  • Oha!  |  Ein weiterer bayerischer Ausruf. Diesmal des Erstaunens.
  • Orca  |  Wieviel besser und positiver klingt diese Bezeichnung für den intelligenten Schwertwal, als das reißerische "Killerwal".

p

  • plaudern  |
  • Pfütze  |  Kann man eine Pfütze leer springen, ohne pitschnass zu werden?
  • Pustekuchen  |
  • prima  |  Noch eine fabelhafte Alternative zu den Platzhirschen "ok-cool-super".
  • pitschnass  |  Siehe oben Pfütze
  • prächtig  |

q

  • Quarantainer  |  Oder wie würden Sie jemanden bezeichnen, der in Quarantäne ist?
  • quietschfidel  |  Im Englischen auch schön: full of beans.
  • querfeldein  |  Gilt auch für Gedanken: "Feste Wege führen nur zu bekannten Zielen. Schöpferisch ist, wer den Asphalt verlässt und seine Schritte auf unbekanntes, ja vielleicht unsicheres Terrain lenkt. " Hamish Fulton. Siehe auch unter S: Streifzug

r

  • Radl  |  Allterrain-Bike, BMX, Cyclocross, Dirt-Bike, Enduro, Fixie, Gravel-Bike, Hand-Bike, Lowrider, Pedelec, Singlespeeder, Trialrad, Urban-Bike, Velomobil, Zeitfahrmaschine. Kann man nicht einfach Radl sagen?
  • räkeln |
  • rambazamba  |
  • rasch  |  Hurtig, aber nicht hetzen.
  • Ratschkattl  |   Klatschtanten sind immer geschwätzig, sie brauchen nicht mal Quasselwasser dazu.
  • Refugium  |
  • reisen  |  Ist anders als Urlaub machen.
  • Rituale  |
  • Rübchen  |   Perfekter Name für einen Kater. Dachte ich zumindest als Halbwüchsige.
  • ruhseln  |  Kommt von "Ruhe". Nach dem Aufwachen noch ein bisschen im Halbschlaf die umarmende Wärme des Bettes genießen und vor sich hin ruhseln. Oder lieber moggeln? Oder duseln? 

s

  • Schabernack  |  Über einen prima Schabernack lässt es sich fabelhaft schmunzeln.
  • schlafwarm  |  Der Duft eines noch schlafwarmen Kindes kann einen Morgenmuffel zum Lächeln bringen.
  • schlendern  |  Ach, wie oft eilen-rennen-hetzen-rasen wir. Viel zu oft.
  • schmunzeln  |  Siehe "Schabernack". 
  • Neu:  schnurstracks  |
  • sinnen  |
  • sobremesa  |  Die Spanier haben eine Wort, wofür es im Deutschen keines gibt: La sobremesa meint die Unterhaltung nach dem Essen.
  • spüren  |
  • Stille  |
  • Stechsumse  |   Mücken in Norddeutschland stechen, während sie im Süden Deutschlands nicht stechen, da die einen Schnaken, und die anderen Fliegen meinen, was Zweiflüglerexperten sicher die Facettenaugen verdrehen lässt. Derweil könnte das Missverständnis elegant mit dem eindeutigen Wort Stechsumse aus der Welt geklatscht werden.
  • stöbern  |
  • summen  |  

t

  • Tautreten  |  Barfuß über die vom Tau noch feuchte Wiese wandeln.
  • Tohuwabohu  |
  • tuckern  |
  • Tand  |  Objektiv wertlos, subjektiv wertvoll, hat er doch seine Berechtigung.
  • Tschitscheringrün  |  Beschreibt undefinierbare Grüntöne. (Und war die Farbbezeichnung für ein grünes Trabbi-Modell zu DDR-Zeiten.)
  • Trumm  |   

u

  • Umfriedung  |  Eine Grenze, die ihre friedvollen Absichten im Namen trägt, kann diesseits wie jenseits davon gut angenommen werden. 
  • üben  |
  • überviel  |  Beim Vespern ermahnte ein Gastkind seine jüngere Schwester: "Nimm doch nicht so überviel!". Im Gegensatz zum Essen reichten die grammatikalischen Steigerungsmöglichkeiten einfach nicht.
  • unterwegs  |
  • umarmen |
  • und  |  Statt "aber"!

v

  • vespern  |
  • veröftern  |  Erwachsene würden "vervielfältigen" sagen.
  • Vergnügen  |  Machen Sie es wie mein Schwiegervater und wünschen Sie "Viel Vergnügen!" statt "Viel Spaß!"
  • verwuschelt  |

w

  • Wagnis  |  
  • wandeln  |  
  • weithin  |  
  • wertschätzen  |  Zu oft wird etwas geringgeschätzt, überschätzt, fehlgeschätzt und auch unterschätzt. Derweil gibt es so viele große und kleine Schätze, die es wert sind, wertgeschätzt zu werden. Würdigen wir sie!
  • windschief  | Diese Art von Schiefe klingt gemütlich und schnucklig. Einfach nett. Außerdem kann der Wind wunderschöne Schiefen schaffen. 
  • wogen  |  
  • wohlig  |
  • Wonne  |  
  • wunderbar  |  
  • wunderbunt  |  Aus einem Lieblingsbilderbuch, in dem man erfährt, wie man sich wunderbunt glücklich, froh und frei fühlen kann.
  • würdigen  |  

x


y


z

  • zappenduster  |   Klingt nicht so furchteinflößend wie stockdunkel. Was man dann sieht? Eigengrau. 
  • Zefix!  |  Schön schimpfen? Geht!
  • zelten  |
  • zufrieden  |
  • zuhören  |
  • zuzeln  |  In Bayern isst man Weißwürste nicht mit Messer und Gabel. Man zuzelt sie aus.
  • zuzwinkern  |
  • Zwetschger  |  Das fränkische, umgangssprachliche Wort klingt so viel liebevoller als "Pampersrocker".
  • zwitschern  |

Wer bis hierher gelesen/gescrollt hat und sich wundert, warum so wenig zusammengesetzte Wörter auf der Passagierliste stehen, dem sei versichert: Sie sind nicht über Bord gegangen. Im Gegenteil, sie haben auf der / Fähre der leisen Wörter / eingeschifft:

Fähre der leisen Wörter

Während einzelne Wörter in die / Arche der leisen Wörter / aufgenommen werden, kommen Wortgespanne an Bord der / Fähre der leisen Wörter /. Zusammengesetzte Namenwörter – oder Komposita, wie der Grammatikaner sagt – sind in der deutschen Sprache sehr beliebt. Wie man den Wohnwagen ans Auto ankoppelt, hängt man einfach ein Wort direkt ans andere. Aus meist zwei, aber auch mal dreiviermehr Wörtern entsteht ein neuer Begriff. Mit dem lässt sich in Nullkommanix etwas ausdrücken, wofür man sonst eine lange Erklärung braucht. Wortvielschreiber, Satzsparfüchse und Textschnellsprecher können so im deutschen Sprachraum ein umfangreiches Wörterstreckennetz nutzen. 

 

Die Wortgespanne sind nur manchmal selbsterklärend, es gibt komplizierte und kuriose, langweilige und lustige, bürokratische und poetische … Einige davon, die schönen und klangvollen, Sie wissen schon, die leisen, sind es wert, auf der / Fähre der leisen Wörter / eingeschifft zu werden. Wie beim Schwesterschiff, der / Arche der leisen Wörter /, ist die Auswahl subjektiv. Entscheiden sie selbst, welche Sprachpassagiere Ihren Wortschatz und Sie selbst bereichern können:

 

 


A

  • Ackerschnacker  |  Mit einem mobilen Endgerät, landläufig "Handy" genannt, kann nicht nur der Bauer auf dem Feld über Wald und Wiesen hinweg mit – ja mit wem eigentlich? –  kabelfrei ratschen.
  • Abstandsgrün  |  Beim Arbeiten für die Diplomarbeit stieß ich vor Jahren auf dieses Wort. Es sperrt sich und man hat sofort das Bild eines bürokratischen Erbsenzählers vor Augen, wie er dieses amtsdeutsche Wort zusammen steckt. Trotzdem. Es hat was. 
  • Appetitmacher  |
  • Augenblick  |
  • Augenzwinkern  |

B

  • Blütenkuss  |  Von Rilke? Von einem Werbetexter? Oder der Name einer Teemischung? Egal.
  • Brotzeit  |
  • Buchstabenkönig  |

C


D

  • Dauerlauf  |
  • Dreikäsehoch  |
  • Duschgedanken  |  Das kennen nicht nur Berufskreative: Man sucht eine Idee, arbeitet an einer Lösung, überlegt stundenlang, macht einen Gedankengang – nüschd. Und dann, manchmal Tage später, plötzlich,  im Halbschlaf, an der Bushaltestelle oder unter der Dusche, sehnsüchtig erwartet und doch unverhofft, ist er da, der erlösende Geistesblitz! Eine Freundin nennt es Duschgedanken.

E

  • Eigengrau  |   Die Farbe, die man in völliger Dunkelheit sieht, wenn es also zappenduster ist.
  • Eselsbrücke  |

F

  • Fernweh  |
  • Fliegerbussi  |  Der Flugkuss ist mehr als ein Abschiedsgruß. Wort- und kontaktlos ist er offensichtlicher Zeuge von liebevoller Verbundenheit und Herzensnähe. Erlebte in Corona-Zeiten eine Renaissance.
  • Flitzebogen  |
  • Flussbett  |
  • Froschhaltefolien  |  Dieser Wortschatz fand sich in einer Wochenzeitung, er beschreibt die Absperrungen aus Plastikfolie, die man während der Krötenwanderung an den Straßenrändern sieht.

G

  • Gänsehaut  |
  • Gastfreundschaft  |
  • Gedankengang  |  Nicht nur ein Spaziergang. Allein oder auch zu zweit, kommen im Gehen Gedanken gut in Gang. Im besten Fall kehrt man mit einer Erkenntnis oder einer Idee zurück. (Falls nicht, bleibt die Hoffnung auf Duschgedanken)
  • Gipfelstürmer  |  Wandern mit Kindern lehrte uns früh, die "familienfreundlichen" Fuhrwege links liegen zu lassen und lieber Pfade zu wählen. Je schmaler, steiler und steiniger ein Weg, um so schneller und begeisterter wird gelaufen. Wenn dann noch ein Gipfel lockt (quasi als Anlocke fungiert), wird aus einem Dreikäsehoch ein begeisterter Gipfelstürmer.
  • Gscheithaferl  |   Der Besserwisser weiß selbstverständlich, dass keine schlaue Tasse gemeint ist, sondern er selbst.

H

  • Herzenswissen  |
  • Hühnergott  |  Ein Stein mit einem natürlich entstandenen Loch. Früher glaubte man, die Lochsteine haben schützende Wirkung, vor allem sollten sie das Hausgeflügel vor Bösem bewahren können.

I


J

  • Jazztag  |  Wie bei einer Jazz-Session: Ein Tag wird umso mehr gelingen, je entspannter man improvisiert. Hab ich mal gelesen. Ich finde, da ist was dran.
  • Jubelpunsch  |

K

  • Katastrofehler  |  Meiner Tochter fiel dieses Wort in einem Buch auf und  sie bat umgehend um eine Bordkarte für die Sprachfähre.
  • Kehrforce  |  Die Bodenreinigungskräfte des hiesigen Baubetriebsamts beweisen, dass sich Sachverstand und Sprachverstand aufs Vorstrefflichste vereinen können. Das orange Kehrmaschinenauto, das immer mittwochs bei uns die Straße einwandfrei beselt, trägt den Aufdruck Kehrforce.
  • Kuschelwetter  |  Geht es nach meinem Sohn, ist bei jedem Wetter Kuschelwetter.

L

  • Lichtfunkeln  |  Wurde uns in der Weihnachtszeit gewünscht. Und ja, trotz dunkler Jahreszeit und coronabedingten Einschränkungen funkelte es lichtig in uns.
  • Liebesspiel  |
  • Lieblingsblau  |  Es gibt enorm viele Blautöne. Können Sie da ein Lieblingsblau benennen? Ich nicht.
  • Lieblingsmensch  |  Da kann ich gleich den ein und anderen benennen ;-)

M

  • Meerfee  |  Würde ich gerne kennenlernen.
  • Morgendämmerung  |
  • Muggelstein  |  Demokratie im Kindergarten: Bei der Wahl zum Ausflugsziel kreuzt man seinen Favoriten nicht auf einem Stimmzettel an, sondern bekommt einen Muggelstein. Dann legt man ihn zu dem Gegenstand, der seinen Favoriten symbolisiert.

N

  • Nachtgieger  |  Im Fränkischen ist man keine Eule, sondern ein Gieger, also ein Hahn, wenn man nachts auf ist und nicht schlafen will. Oder nicht schlafen kann. In unserer Familie gerne in Verbform verwendet: "Warst du wieder nachtgiegern?"
  • Nachschub  |

O


P

  • Pustekuchen  |

Q

  • Quasselwasser  |   Mit Quasselwasser kann jede(r) zur Ratschkattl werden.

R

  • Rollrasen  |
  • Rosenschaum  |  "Sie schimmern hell wie Rosenschaum, durch Blau und Wolkenflucht." Hermann Hesse. 

S

 

  • Schmunzelschaf  |  Nach vorherrschender Familienmeinung lassen sich die Schafe dieser Welt in zwei Kategorien einteilen: Die, die schmutzig sind, und die, die es nicht sind. Eben Schmutzschafe und Schmunzelschafe.
  • Schneebaden  |  Im Gegensatz zum Waldbaden kann man sich dieses Vergnügen nur selten gönnen, es schneit ja immer seltener und weniger. Aber wenn es dann mal schneit, richtig schneit, so mindestens fünf Zentimeter, dann ab in den Wald! Schnee unten auf dem Boden, Schnee oben auf den Bäumen und im besten Fall noch Schnee ringsherum auf den Ästen der Sträucher. Umschauen und genießen. Im Schnee baden. Und dabei nicht mal nass werden.
  • Schlupfwinkel  |
  • Seelenmassage  |
  • Seifenblasen  |
  • Sommerfrische  |
  • Steckenpferd  |  Im Englischen sagt man "hobby horse", kurz "hobby", was so auch im Deutschen verwendet wird, und auch hier soviel wie "Liebhaberei" bedeutet. (Und hier wie da, nachsichtiger eine geliebte nutzfreie Beschäftigung beschreibt.)
  • Straßenbegleitgrün  |
  • Streifzug  |  Wer es wagt, ohne Ziel loszuziehen, macht womöglich Entdeckungen, die er, gezielt gesucht, wohl nicht machen würde. Siehe auch unter q: "querfeldein."
  • Suppenhuhn  |  "Die Times New Roman bleibt Schrift für jeden Zweck, neben dem Hausschwein Helvetica, als Suppenhuhn in der typografischen Küche. (Dank seiner weiten Verbreitung ist ein Fortbestand der Art anzunehmen.)" Der Autor dieses, von mir seit Jahrzehnten geschätzten Zitats, ist mir leider nicht bekannt.

T


U


V

  • Vorabend  |  Spüren Sie auch schon die kribblige und gleichzeitig ruhige Vorfreude, dass es morgen endlich so weit ist? 

W

  • Windböe |
  • Wolkenfänger  |  Auch schon mal eine Wolke fangen wollen, um heraus zu finden, ob sie sich so flauschig anfühlt, wie sie aussieht? In der Atacama-Wüste gibt es professionelle Wolkenfänger: Netze, die an Berghängen aufgespannt sind. So wird Nebel eingefangen und Wasser für tiefer gelegene Felder gewonnen. 
  • Wolkenflucht  |  "Sie schimmern hell wie Rosenschaum, durch Blau und Wolkenflucht." Hermann Hesse
  • Wollrasen  |  Es muss herrlich sein, darauf zu liegen und zu duseln, zu moggeln oder zu ruhseln.
  • Wonneproppen  |

X


Y


Z

  • Zimtzwetschge  |
  • Zwiebelfisch  |  Entstand in der Zeit des Bleisatzes. Zwiebelfische sind einzelnen Buchstaben innerhalb eines Textabschnittes aus einer anderen Schritart oder in einem anderen Schriftschnitt.
  • Zimtfisch  |  Zimtzwetschge, Zwiebelfisch, logisch, dass Zimtfisch auch gut klingt. Irgendwie knubbelig.

Zum Verschicken

In der Grußkartenserie zur / Arche der leisen Wörter / gibt es für fast alle Buchstaben des Alphabets eine Karte mit jeweils drei bis vier ausgewählten Sprachpassagieren. Als Gruß zum Geburtstag oder einfach so.

 

Die Klappkarten (DIN A5, mit Einlegeblatt und Umschlag) werden in Kleinauflage selbst hergestellt und können PER MAIL bestellt werden. Melden Sie sich bei Interesse, dann erhalten Sie Details.